23 Blut


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Der Werwolf ging vor dem Thron auf ein Knie. Der Herrscher betrachtete den Werwolf und strich dabei abwesend über den Kopf einer zierlichen Gestalt, die neben dem Thron am Boden sass. Der Werwolf hielt den Kopf gesenkt, aber seine Augen gingen in Richtung der Gestalt am Boden. Die Gestalt duckte sich neben dem Thron und erst dachte der Werwolf, dass es an Angst oder Demut läge. Aber dann wurde ihm klar, dass der Thron und der Herrscher darauf einen Schatten warfen. Die Gestalt duckte sich vor der Sonne. Bei genauerem Hinsehen wurde dem Werwolf klar, dass der Vampir nicht schlank, sondern ausgemergelt war. Er trug Schmuck und aufreizende weisse Kleidung — mit Blutflecken an vielen Stellen. Und er trug ein Halsband mit einer dicken Kette daran.

So sehr starrte der Werwolf den gefangenen Vampir an, dass er beinahe überhörte, dass der Herrscher grosszügig sein Wort an ihn richtete. Es war zum Glück nur ein formvolles Akzeptieren des traditionellen Tributes. Der Werwolf verneigte sich und wandte sich zum Gehen.

Aber der Herrscher hiess ihn innehalten. „Ich sehe, dir gefällt mein kleines Schmuckstück,“ sagte er mit gefährlichem Unterton. Der Werwolf drehte sich erneut dem Thron zu. Er suchte Worte. „Es wirkt angemessen unterdrückt, Majestät.“
„Angemessen unterdrückt!“ Der Herrscher lachte aus voller Kehle, als hätte der Werwolf einen grossartigen Witz gemacht.

„Komm!“, der Herrscher winkte ihn zu sich heran, „schau dir die Hässlichkeit von Nahem an!“
Der Werwolf trat vorsichtig einige Schritte näher. Der Vampir blickte auf und sah ihm in die Augen. Der Werwolf konnte den Blick nicht deuten.
Dann roch er Blut. Er sah auf und bemerkte, dass der Herrscher sich am eigenen Reisszahn den Finger aufgeschlitzt hatte. Blut rann aus der Wunde. Er hielt seine tropfende Hand über den Kopf des Vampirs, der sofort den Blickkontakt mit dem Werwolf abgebrochen hatte, und mit gierigem Blick die blutende Hand fixierte.

Der Werwolf sah, wie sich der Gesichtsausdruck des Vampirs verwandelte. Die Augen wurden zu Schlitzen. Riesige Reisszähne traten hervor. Das ganze Gesicht wirkte eingefallen, die Augen lagen in tiefen Höhlen und glänzten vor Gier. Es schien ein einziges Gefühl auszudrücken: Nagenden Hunger.

Der Vampir öffnete den Mund, und der Herrscher liess einige Tropfen Blut hineinfallen. Dann griff er den Vampir an der Metallkette und der Werwolf sah erschrocken zu, wie der Herrscher dem Vampir seine blutende Hand tief in den Mund steckte, bis er würgte und zappelte.

„Sein Speichel heilt die Wunde,“ erklärte der Herrscher im Plauderton. Dann zog er seine Hand wieder aus dem Vampir und zeigte sie dem Werwolf mit beifallheischendem Stolz, als hätte er gerade einen Zaubertrick vollführt.

Der Werwolf bemühte sich, beeindruckt zu wirken, während der Vampir zusammensackte und sich ächzend den Hals hielt.

Kurz darauf war der Herrscher gelangweilt und schickte den Werwolf weg. Der Herrscher wusste nicht, dass er gerade dem Anfang eines Befreiungsplanes beigewohnt hatte. Er wusste nicht, dass der Werwolf die nächsten Tage und Nächte an nichts anderes denken konnte, als wie dieser Vampir aus freien Stücken die Reisszähne in seine Haut schlagen und von ihm trinken würde. Er wusste nicht, dass er den Vampir bald nicht mehr besitzen würde. Und wahrscheinlich war das auch ganz gut so.

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Die CNs für diese Geschichte:

Non-con (nicht romantisiert), unfreiwillig gefangengehalten werden, Folter durch Nahrungsentzug, nichtmenschliche Charaktere (Werwolf und Vampir), erzwungenes von Hand mit Blut füttern, Finger in den Hals stecken, Monarchie, Happy End impliziert

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