31 genug


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Die Räume waren menschenleer. Die Nacht lag über ihnen und silbernes Mondlicht blinzelte gegen die Fensterscheiben. Hineindringen konnte es nicht, denn die Fenster waren von innen blickdicht verklebt.

Im Kamin brannte kein Feuer. Es war kalt. Auf der Massageliege hingen Handtücher wie Schatten. Die silbernen Schnallen an den Fesseln der Liege glänzten nicht, denn es war dunkel. Mitten im Raum ragte das Andreaskreuz empor, eine schwarze Andeutung auf graudunklem Hintergrund. Begleitet von einem Strafbock, der daneben stand wie ein Fels, gedrungen und standhaft. Leere Stühle säumten das Zimmer — ein abwesendes Publikum für eine Vorführung, die noch nicht stattfand.

Auch der Raum daneben war dunkel und leer. Aber es war nicht Publikum und Vorführung, auf das er wartete, sondern Verborgenheit und Intimität. Temporäre Wände teilten ihn in Séparées und hätten vor Blicken geschützt, wären welche da gewesen. Liebevoll waren die Wände mit Tüchern verhangen — sie nahmen ihnen die Härte und hätten Geräusche geschluckt, wären welche da gewesen. Aber es war still. Die Verpackungen von Kondomen, Lecktüchern und Gleitgelen knisterten und schmatzten nicht, sondern lagen ruhig und reichlich bereit. Und die Matten am Boden waren eine grauschwarze Fläche, kaum als einzelne Unterlagen erkennbar.

Im nächsten Raum wartete die Fickmaschine. Die Dunkelheit nahm ihrer stabilen Konstruktion aus Polstern, Stangen und Gelenken jegliche Tiefe. Der darauf montierte, sonst quietschpinke Dildo war ein mattgraues, bewegungsloses Versprechen an die Zukunft. Der Knopf der Mehrfachsteckdose war das einzige Licht im Raum. Ein warmes, oranges Glänzen in einer Ecke — noch nicht ergänzt durch die grünen Lämpchen der Fernbedienung für die Fickmaschine. Aber bald!

Auch der Speisesaal lag verlassen. So gross und leer, dass es gehallt hätte, wären Geräusche zu hören gewesen. Aber es war still. Hier waren die Fenster nicht verklebt. Das Mondlicht glänzte auf leeren Chromstahlplatten und in ungefüllten Glaskaraffen. Die unbesetzten Stühle standen ordentlich an freien Tischen und harrten der Leute, die da kommen würden.

So ruhten die Zimmer alle menschenleer in der Nacht. Vorbereitet und vorfreudig auf das Leben, das sie bald wieder erfüllen würde. Auf das Stöhnen, die Bitten, die Befehle, die leisen und lauten Bedürfnisse und Erfüllungen, auf das Lachen und die Tränen und die tiefen Gedanken, denen sie Raum geben würden. Bald. Bald war es soweit. Und bis dahin warteten sie. Bis dahin war es genug, einfach zu sein.

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Die CNs für diese Geschichte:

Dunkelheit und Stille, Erwähnung von: Fesseln mit Schnallen, Andreaskreuz, Strafbock, Publikum, Safer Sex Kram, Fickmaschine mit Dildo.. insgesamt wehmütige Stimmung und der Titel wäre wohl „Heimweh“

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